Kühlwagenbau von 1945-1992
Nach dem 2. Weltkrieg
Das Ende des 2. Weltkrieges ging auch an der Dessauer Waggonfabrik AG nicht spurlos vorüber. Bei dem schwersten Angriff alliierter Bomber auf die Stadt Dessau, am 7. März 1945, wurde auch die Waggonfabrik schwer getroffen, so daß die Produktion völlig zum Erliegen kam.
Nach umfangreichen Aufräumarbeiten und mit viel Improvisation begann man im Juni 1945 wieder mit der Arbeit, um wenigstens Kraftfahrzeuge, Straßenbahnen und Güterwagen reparieren zu können.
Trotz allem verließen im Jahr 1945 noch 7 neu hergestellte Tiefladewagen für die UdSSR das Werk.
Am 22. Juli 1946 wurde die Waggonfabrik ein SAG-Betrieb (Sowjetische Aktiengesellschaft) und sämtliche Lieferungen in die UdSSR waren ab diesem Zeitpunkt Reparationslieferungen. In den kommenden Jahren wurden -in Zusammenarbeit mit anderen Betrieben in der sowjetischen Besatzungszone- verschiedenste Spezialgüterwagen ( Kranunterwagen, Schlackewagen, Kokslöschwagen, etc.) hergestellt. Ab 1946 wurden dann die ersten Eiskühlwagen an die UdSSR geliefert.
Halle Ammendorf am 11.Mai 1952
Der letzte Zug mit Dessauer Reparationsgütern verläßt Ammendorf, wo die Endabnahme stattfand
Der Waggonbau zu DDR-Zeiten
1951 erhielt die Waggonfabrik Dessau aus Moskau den Auftrag zur Entwicklung eines 4achsigen Maschinenkühlwagens sowie eines 23-Wagen-Kühlzuges mit maschineller Kühlung. Nach erfolgter umfangreicher Erprobung dieser Fahrzeuge in der Sowjetunion im Jahr 1952, erfolgte die erste Lieferung ab dem Jahr 1953.
Am 02.Mai 1952 wurde der Waggonbau Dessau in das Volkseigentum übertragen und sämtliche Reparationsverpflichtungen liefen im Jahr 1953 aus.
Die folgenden Jahrzehnte waren durch sozialistische Planwirtschaft geprägt, der größte Hauptauftraggeber war immer die Sowjetunion.
Allein in dieses Land wurden über 40.000 Kühlfahrzeuge geliefert.
Der Waggonbau nach der Wende 1989
Nachdem die Volkskammer der DDR im Mai 1990 beschloß, alle volkseigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften umzuwandeln, erfolgte am 24. Juli 1990 die Eintragung als Waggonbau Dessau GmbH in das Handelsregister.
Mit den meisten Mitgliedern des Kombinates Schienenfahrzeugbau verblieb auch der Dessauer Betrieb im Verbund der Kombinatnachfolgeeinrichtung, der Deutschen Waggonbau Aktiengesellschaft (DWA). Zum Jahresende 1994 beschloß man den Verkauf der DWA an die amerikanische Investmentgesellschaft Advent (Boston). Während der Verkaufsverhandlungen konnte keine Bestandsgarantie für den Dessauer Betrieb erzielt werden.
Trotzdem entstand im Dessauer Werk noch ein Novum auf deutschen Schienen, der sogenannte Doppelstockschienenbus, der spätere VT 670. Der Prototyp verließ die Dessauer Werkhallen im Herbst 1994. Eine kleine Serie entstand dann erst nach der Schließung des Waggonbaus Dessau im DWA-Werk Ammendorf. Dem Schienenbus war leider kein Erfolg auf deutschen Gleisen beschieden, jedoch verkehrt er heute noch auf der Strecke Dessau-Wörlitz und fährt somit wochenends an seiner Wiege vorbei.
Am 30.Juni 1995 erfolgte die letzte Schicht im Waggonbau Dessau.
Als Nachfolgeeinrichtungen der Waggonbau Dessau GmbH entstanden auf dem Gelände:
* die Fahrzeugtechnik GmbH (später dann FTD Fahrzeugtechnik Dessau AG)
* eine Industriepark GmbH
* eine Qualifizierungs GmbH
Die FTD Fahrzeugtechnik Dessau AG war in den folgenden Jahren verstärkt in der Komponentenfertigung engagiert. Im Jahr 2006 wurde das Unternehmen durch die russische Holdinggesellschaft TRANSMASCHHOLDING übernommen. Im gleichen Jahr wurde ein innovativer Niederflur-Regionalzug entwickelt, der auch in einigen Exemplaren an das niederländische Eisenbahnunternehmen Connexxion geliefert wurde.
Im April 2008 musste die FTD Fahrzeugtechnik Dessau AG Insolvenz anmelden.
Dezember 2008: Der bestellte Insolvenzverwalter gibt den Verkauf an die rumänische Firma "Compania de Transport Feroviar Bucuresti S.A." bekannt. In Zukunft nennt sich das Werk FTD Fahrzeugtechnik Dessau GmbH CTF.
(Dieser geschichtliche Abriß entstand in enger Anlehnung an die Publikation von Herrn Manfred Schneider in
”Vor 50 Jahren - Der Neuanfang der Dessauer Industrie im Jahre 1945”, Herausgeber: Stadt Dessau, Stadtarchiv, Seite 43-53.)